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Wenn die Wand loslässt

Wenn die Wand loslässt

LTj – Ausstellung ONE, 2025

Es gibt diesen stillen Moment, den jede Ausstellung kennt: den Augenblick, in dem eine Wand leer wird, weil ein Bild seinen Platz gewechselt hat. Kein Verlust, eher ein Atemzug. Die hier gezeigten Arbeiten von LTj, die im Rahmen der Ausstellung ONE (2025) entstanden und präsentiert wurden, haben diesen Übergang bereits vollzogen – sie sind verkauft und haben neue Orte gefunden.

Gemeinsam betrachtet, bilden die Werke keine klassische Serie, sondern ein Spannungsfeld. Ein oval gerahmtes Bild mit vier Schafen hält eine ruhige, beinahe archaische Präsenz fest. Ein langes, horizontales Holzbild dehnt Zeit in Landschaft, mit schwebenden Formen und roten Kernen. Der „Grüne Chor“ wächst aus der Fläche heraus, dicht und organisch. Rasterhafte Hängungen und vertikale Abfolgen kleiner Quadrate zeigen Zustände statt Motive. Die minimalen Neonarbeiten reduzieren alles auf Maß, Rhythmus und Licht.

Was diese Arbeiten verbindet, ist weniger das Thema als ihr Verhalten. Jede folgt eigenen Regeln – und bleibt ihnen treu. Farbe wird mal körperlich gesetzt, mal präzise dosiert. Formate und Rahmen sind keine neutralen Hüllen, sondern aktive Grenzen, die entscheiden, wie weit eine Geste gehen darf.

Dass diese Werke verkauft wurden, ist kein Schlusspunkt. Es ist eine Übergabe. Die Bilder verlassen den Ausstellungsraum und treten in neue Zusammenhänge ein: anderes Licht, andere Wände, andere Stille. Sie hören auf, Teil einer temporären Konstellation zu sein, und beginnen ein leiseres, privates Weiterleben.

Für LTj markiert dieser Moment zugleich Loslassen und Bestätigung. Die Wand verändert sich, die Arbeit geht weiter – nur nicht mehr hier. Was bleibt, ist Raum: für den nächsten Impuls, die nächste Pause, das nächste Bild, das für eine Weile dazugehört und dann ebenfalls weiterzieht.

LTj, 2025 – Ausstellung ONE